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Das 'Roter-Punkt-Radio'

 


 

Im letzten Heft, dem 56., habe ich im Beitrag 'Im Internet gibts Neues' das Gutachten des ehemaligen und von mir damals hochgeschätzten Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, kurz gestreift und im ersten Moment als zu leicht befunden. Das Gutachten, das ganz im Sinne der Auftraggeber ARD und ZDF jede schriftliche Äusserung im Internet als Rundfunk abqualifiziert, in die Runde funken wir ja schließlich alle und das gelegentlich nicht zu knapp, war mir im ersten Moment allzu suspekt und meine Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit für meine Rundfunkstation war nur ein Vorwand, um das Ganze ad absurdum zu führen. Nichts in meinem ganzen Leben bereue ich tiefer als diesen undurchdachten Schritt. Nie musste ich zu Kreuze kriechen und jetzt muss ich es. In tiefer Demut neige ich mein Haupt, nicht zuletzt, um ein hämisches Grinsen zu verbergen und am liebsten würde ich das 56. Heft ungeschehen machen, aber wie das nun einmal so ist mit künstlerischen Äusserungen, sie lassen sich nicht ungeschehen machen und obendrein ist es so, dass das Internet nichts vergisst, allen löblichen Bemühungen von Ministerin Ilse Aigner zum Trotz. Überhaupt ist es mehr als lobenswert, dass die alte Garde, die nicht mit dem Internet großgeworden ist - und ja, ich gehöre auch dazu - sich mit ebendemselbigen zu befassen beginnt. Der erste Gedanke war also, dass da nur Murks herauskommen kann. Nichts ist jedoch weniger wahr, es ist kein Murks, der dabei herauskommt, die Parole lautet: Rundfunk für alle und zwar ohne GEZ- und GEMA-Gebühren. Das macht den höheren Plan schon wesentlich sympathischer, denn die Gebührenjäger sind ja keine solchen, sie handeln nach dem materialistischen Prinzip 'Gewinn um des Gewinnes willen'. Wer dabei verliert, spielt keine Rolle. In diesem Lichte bekommt die Idee, alle Äußerungen im Internet seien Rundfunk, schon beinahe kommunistische Züge.

Nicht dass mir kommunistische Züge sympathischer wären als materialistische, mir sind nur anachistische Züge sympatisch und wer jetzt denkt, das passt aber nicht zu seinem Alter, der irrt. Je älter ich werde, umso anarchistischer werden meine Denkbilder und die noch nicht ausgestandene Depression tut ein Übriges dazu. Genau so wie der Ruf 'Brot für alle' schon immer anarchistisch war, ist es jetzt der Ruf 'Alle machen Rundfunk'. Was mir im ersten Moment suspekt erschien, ist die Erfüllung aller meiner Träume, ich gebe zu, ich habe gefehlt, weit gefehlt! Und so bleibt mir nur, in den neuen Ruf einzustimmen und tatsächlich Rundfunk zu machen. Was für eine gloriose Idee! Der Arbeitsplatz, also mein Rundfunkstudio, war schnell gefunden, es steht zuhause, dort fühle ich mich eh am wohlsten:

 

 

Nun dieser Entschluß gefasst war, ging es natürlich in erster Instanz darum, wie ich mir damit das Leben am leichtesten machen kann, denn bekanntlich bin ich faul wie ein bunter Hund. Meine Faulheit ist ebenso sprichwörtlich wie der Fleiß der Pippi Langstrumpf und zu allem Überfluß trage ich keine langen Strümpfe, sondern nur Socken und das täglich. Ich hatte also die Qual der Wahl oder eigentlich nicht, genau betrachtet. Ich konnte eine Live-Sendung an einigen Stunden der Woche machen oder eine Sendung zusammenstellen, die 'on demand' abgerufen werden kann, das heisst, die Hörerschaft kann sich die Sendung zu jeder beliebigen Zeit und nach Bedarf auch mehrfach anhören. Eine Livesendung hätte bedeutet, dass ich mir ven der Software her vieles hätte einrichten müssen, eine on-demand-Sendung war mit einer Standardinstallation zu realisieren. Nun ja beinahe, ich hatte schon drei oder vier Programme nötig, die ich aber sowieso schon nachinstalliert hatte. Ein weiterer Vorteil der on-demand-Sendung war zweifelsohne, dass ich die Knackser meines Webcammikrofons simpel herausschneiden konnte, was live ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. So fiel die Wahl auf die on-demand-Sendung und nun ging es darum, welchen Inhalt die Sendungen bekommen sollten.

Bevor ich aber jetzt fortfahre, ist es erst einmal Zeit, de Link zum "Roter-Punkt-Radio" zu geben: Das 'Roter-Punkt-Radio'. Der Link steht ab diesem Heft auch links oben.

Ganz im Gegensatz zu ARD und ZDF nehme ich den Bildungsauftrag, der mit dem Betreiben eines Radiosenders verbunden ist, sehr ernst. Dabei ist mir bewusst, dass dieser Bildungsauftrag sich auf die Dinge beschränken muß, die ich beherrsche. So hatte ich die Wahl zwischen Musik und einem Satirekursus. So verführerisch das Letztere auch anmutet, ich habe mich für die Musik entschieden, denn ein Kursus Satire macht wenig Sinn, weil es bekanntlich schwerer ist, keine Satire zu schreiben. So war dies keine Option und es blieb mir nur, ernsthaftes Radio zu betreiben. Um keine Rechte zu verletzen, beschränke ich mich dabei zunächst auf eigene Aufnahmen klassischer Musik und eigener Werke. Diese Art der Selbstbeweihräucherung passt perfekt zu mir, da ich bekanntlich sehr eitel bin. Meine Eitelkeit ist sprichwörtlich und macht vor nichts Halt, Hauptsache, ich rücke mich ins rechte Licht. Die Aufnahmen selbst sind auch aus reiner Eitelkeit entstanden, ich wollte der Welt beweisen, dass ich es besser kann als andere. Denn so eitel bin ich, dass ich mir selbst nichts beweisen muß. Ich weiss alles besser, dieser Zug an mir ist aber keine Besserwisserei, sondern ebenfalls reine Eitelkeit. Es ist durchaus möglich, dass ich unmöglich bin. Wie man sieht, brauche ich keinen Psychoanalytiker, ich analysiere mich gnadenlos selbst. In allem, was ich tue, bin ich mir selbst das nächste und deshalb beste Beispiel, so stark ist meine Eitelkeit ausgeprägt.

Nach dieser schonungslosen Selbstanalyse komme ich jetzt auf den konkreten Inhalt der ersten Sendung zu sprechen. Es gibt Komponisten, deren Name einem jeden geläufig ist, deren Werke aber kaum jemand kennt. Dabei handelt es sich oft um Genies, sicher bei Domenico Scarlatti, dem die erste Sendung gewidmet ist. Symphatisch ist Domenico Scarlatti mir schon deshalb, weil er von allen Barockkomponisten der revolutionärste war, der Komponist, der die Musik der andalusischen Zigeuner nahtlos in seinen Stil integriert hat, der Komponist, der die soeben formulierten strengen Regeln der Musik am konsequentesten missachtete, ein Komponist nach meinem Herzen also. Etwas in seinen Stil zu integrieren bedeutet, es sich zu eigen zu machen, ab dem Moment ist es eine kreative Leistung. Regeln zu missachten ist kein Sport, es geschieht konsequenterweise im Kampf um einen eigenen Ausdruck. Es geschieht im Kampf um die Freiheit. Der Freiheit gegen alle Widerstände und alles Regelwerk künstlerischen Ausdruck zu verleihen, bedarf eines genialen Talentes. Geplant sind 10 Sendungen mit der Musik Domenico Scarlattis, neun stehen also noch aus. Dass ich derjenige bin, der diese Musik spielt und diese Aufnahmen nun durch die eigene Radiostation der Öffentlichkeit zugänglich macht, streichelt ebenfalls meine Eitelkeit. Es wird aber noch schlimmer, zur Abwechslung stelle ich in einigen Sendungen Aufnahmen eigener Musik vor. Jetzt behaupte noch einer, er glaube mir meine grenzenlose Eitelkeit nicht! Diese geht sogar so weit, dass ich allen Ernstes den Standpunkt vertrete, das 'Roter-Punkt-Radio' sei kein Rundfunk, sondern ganz im Gegenteil eine künstlerische Leistung. Der Einwand, es könnte sich hier um eine journalistische Leistung handeln, fegt sich selbst vom Tisch. Es ist also eine eigene Art Radio - was könnte man von mir auch Anderes erwarten - das sich mit den herkömmlichen Rundfunkmaßstäben gar nicht messen lässt. Wo die Kunst ins Rampenlicht tritt, hat alles andere zu schweigen!

 


 

 

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