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Sonette

 

Die Reihe der Sonette wird fortgesetzt, links das Original von William Shakespeare
und rechts die Nachdichtung von Karl Kraus:

 

LI

 

LI

Thus can my love excuse the slow offence,
Of my dull bearer, when from thee I speed,
From where thou art, why should I haste me thence?
Till I return of posting is no need.

Die Liebe soll dem faulen Gaul gewähren
die lahme Gangart, wenn ich von dir gehe.
Bedarf's der Eile, sich von dir zu kehren?
Sie frommt mir nur, daß ich dich wiedersehe.

O what excuse will my poor beast then find,
When swift extremity can seem but slow?
Then should I spur though mounted on the wind,
In wingéd speed no motion shall I know,

Doch ob der Gaul mit Ausflucht auch bestünde,
wenn schnellste Schnelle dann nicht schnell genug?
Ich spornte scharf, und ritt ich auf dem Winde,
und Stillstand schiene mir der schnellste Flug.

Then can no horse with my desire keep pace,
Therefore desire (of perfect'st love being made)
Shall neigh (no dull flesh) in his fiery race,
But love, for love, thus shall excuse my jade,

Dann kann kein Roß mit meiner Sehnsucht mit,
und wiehern wird sie - echter Liebe Sproß
ist sie, nicht6 dumpfes Fleisch - im Sturmesschritt.
Und Liebe so entschuld'gen mag mein Roß:

Since from thee going, he went wilful-slow,
Towards thee I'll run, and give hin leave to go.

 

Es bleibe faul, ob von dir gehend, ob
zu dir - ich komme zu dir im Galopp!

LII

 

LII

So am I as the rich whose blesséd key,
Can bring him to his sweet up-lockéd treasure,
The which he will not every hour survey,
For blunting the fine point of seldom pleasure.

Dem reichen Manne gleich ich, der im stillen
den Schlüssel führt zu den geheimen Schätzen,
die er dem eignen Blick nicht will enthüllen,
daß nicht Gewöhnung stumpfe das Ergötzen.

Therefore are feasts so solemn and so rare,
Since seldom coming in the long year set,
Like stones of worth they thinly placed are,
Or captain jewels in the carcanet.

Darum sind seltne Feste so begehrt,
die glänzend doch das ganze Jahr bescheinen,
wie durch Juwelen von besondrem Wert
gemehrt der Glanz wird an den andren Steinen.

So is the time that keeps you as my chest,
Or as the wardrobe which the rope doth hide,
To make some special instant special-blest,
By new unfolding his imprisoned pride.

So wahre ich dich in dem Schrein der Zeit,
wie Festgewand dich sorgsam zu verschließen,
um, wenn es Zeit ist, deine Herrlichkeit
in der Enthüllung gänzlich zu genießen.

Blesséd are you whose worthiness gives scope,
Being had to triumph, being lacked to hope.


 

 

 

Gesegnet bist du, der die Lust mir weckt,
wenn offen du - mein Hoffen, wenn verdeckt.

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