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Sonette

 

Die Reihe der Sonette wird fortgesetzt, links das Original von William Shakespeare
und rechts die Nachdichtung von Karl Kraus:

 

XLIX

 

XLIX

Against that time (if ever that time come)
When I shall see thee frown on my defects,
When as thy love hath cast his utmost sum,
Called to that audit by advised respects,

Für jene Zeit - o wär' sie abzuwenden! -
wo alle meine Fehler dich verdrießen,
und wo du ließest deine Liebe enden
und Klugheit deines Herzens Rechnung schließen,

Against that time when thou shalt strangely pass,
And scarcely greet me with that sun thine eye,
When love converted from the thing it was
Shall reasons find of settled gravity;

für jene Zeit, wo du mir gehst vorbei,
die Sonne deiner Augen kaum mich grüßt,
daß kalte Würde an der Stelle sei,
wo letzte Glut des Herzens eingebüßt -

Against that time do I enscone me here
Within the knowledge of mine own desert,
And this my hand, against myself uprear,
To guard the lawful reasons on thy part,

für jene Zeit erhalt ich mir Bestand,
bereit, was mir gebühre, zu erkennen,
und, wider mich erhebend meine Hand,
die Sache, die du führst, gerecht zu nennen.

To leave poor me, thou hast the strength of laws,
Since why to love, I can allege no cause.

 

Brichst du den Bund, so ist's nicht anzufechten;
das Recht der Liebe ruht ja nicht auf Rechten.

L

 

L

How heavy do I journey on the way,
When what I seek (my weary travel's end)
Doth teach that ease and that repose to say
'Thus far the miles are measured from thy friend.'

Wie langsam schlepp ich mich von Platz zu Platz,
da ich vom Ziel, es scheuend, nichts gelernt
auf Rast und Reise als nur diesen Satz:
»Wie weit bist du von deinem Freund entfernt!«

The beast that bears me, tiréd with my woe,
Plods dully on, to bear that weight in me,
As if by some instinct the wretch did know
His rider loved not speedbeing made from thee:

Mein Tier trabt träge seines Weges hin,
als trüg' es die Beschwer von meinem Gram
und spürte meinen Schmerz, von dir zu ziehn,
und meinen Wunsch, daß ich nicht weiter kam.

The bloody spur cannot provoke him on,
That sometimes anger thrusts into his hide,
Which heavily he answers with a groan,
More sharp to me than spurring to his side,

Vergebens, wenn ich manchmal doch es sporne,
der blut'ge Sporn befeuert nicht den Schritt;
wie's stöhnend leidet unter meinem Zorne,
weit schwerer leid ich seine Schmerzen mit.

For that same groan doth put this in my mind,
My grief lies onward and my joy behind.


 

 

 

Für sie bekam die Mahnung ich zurück:
der Gram liegt vor mir, hinter mir das Glück.

Zum Sonderheft "Drei Künstler/innen":

 

 

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