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Ein Höhenflug ist zu Ende


Ein Höhenflug deutscher Kultur ist für dieses Jahr leider wieder zu Ende und so konnte Folgendes bei den Yahoo-Nachrichten zu Recht in der Sparte 'Kultur' erscheinen:

Köln/Düsseldorf/Freiburg (dpa) Abschied von Karneval, Fasching und Fastnacht: Mit traditionellen Bräuchen haben sich Narren und Jecken im Rheinland und in Baden-Württemberg von den tollen Tagen verabschiedet.

In Düsseldorf trugen etwa 400 Karnevalisten mit Trauergesängen und Reden symbolisch den Erzschelm Hoppeditz zu Grabe. Im Garten des Stadtmuseums verbrannten sie die menschengroße Strohpuppe. Anschließend trafen sich die in Schwarz gekleideten "Trauergäste" zu einem Fischessen und läuteten so die Fastenzeit ein.

Die Kölner hatten schon am späten Dienstagabend den Nubbel verbrannt. Die Puppe aus Stoff oder Stroh hatte während der Karnevalszeit über den Türen vieler Kneipen gehangen. Zum Ende der Session wird der Nubbel für alle Sünden der tollen Tage verantwortlich gemacht. Ein als Pfarrer verkleideter Karnevalist trägt die Verfehlungen des Nubbel vor - etwa Alkoholkonsum und Fremdgehen -, ehe er unter lautem Gejohle der Zuschauer in Flammen aufgeht. In Aachen musste sich Karnevalsprinz Thomas I. beim traditionellen Kehraus von einer Pappfigur vertreten lassen. Er war am Dienstag mit einer schweren Grippe ins Krankenhaus gekommen.

In den Hochburgen der schwäbisch-alemannischen "Fasnet" wurden Narrenbäume gefällt und versteigert und die "Fasnet" in Gestalt einer Stroh-Hexe verbrannt, ersäuft oder vergraben. Zudem trafen sich die Narren zu Herings-, Stockfisch- oder Schneckenessen. In vielen Orten im Schwarzwald, an Oberrhein und Bodensee gaben die Narren am Aschermittwoch die Rathausschlüssel zurück und damit ihre Macht wieder ab.

In Wolfach und Freiburg kamen die Narren zur traditionellen Geldbeutelwäsche zusammen. Die Beutel, die sich zur Narrenzeit vollständig geleert haben, wurden in Wolfach im Stadtbrunnen gewaschen und anschließend an einer Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt. Das Ritual vor dem Finanzamt - von 1000 Narren bestaunt - gilt als die größte Geldbeutelwäsche in Baden-Württemberg. Sie wird in Wolfach seit 1924 inszeniert.

Seit 1924, wahrlich ein Indiz dafür, dass es sich hier um echte Kultur handelt. Die Götzen, die man einige Tage angebetet und denen man sich, meist im Suff, ergeben hat, werden nun ersäuft, verbrannt und alles hat wieder seine Ordnung, wie es sich in deutschen Landen gehört. Rituale werden vor dem Finanzamt gefeiert. Auch eine Art, ein schlechtes Gewissen wegzuzaubern, mit der wahren Kultur eben!

 



So ein Pech aber auch!


Ich weiss jetzt gar nicht recht, an welcher Stelle ich mein durchaus vorhandenes Mitleid abladen soll:

Köln (ddp-nrw). Das Kölner Landgericht hat am Mittwoch eine Klage von Erben des Schauspielers Klaus Kinski (1926-1991) gegen eine unabhängige Kölner Theaterproduktion wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung abgewiesen.

Kinskis Ex-Frau Minhoi Laonic und der gemeinsame Sohn Nikolai Kinski hatten weitere Aufführungen des Ein-Personen-Stücks "Kinski - Wie ein Tier in einem Zoo" stoppen wollen und auf Unterlassung geklagt. Mehr als ein Drittel des 50-Minuten-Stücks bestehen aus teilweise veränderten Kinski-Zitaten, die Büchern, Interviews oder Talkshows entnommen sind.

Die zuständige Kammer wertete das Stück als "freie Benutzung" der Kinski-Zitate, die damit nicht unter den Urheberschutz fielen. Für das Stück würden die Zitate verändert und in einen neuen Zusammenhang gestellt. Sie dienten somit auch der Auseinandersetzung mit der Person Kinski. Dadurch sei ein neues, selbstständiges Werk entstanden.

Schon in der Hauptverhandlung im Januar hatte die Kammer darauf hingewiesen, dass das Bundesverfassungsgericht die Zitierfreiheit im Rahmen der Kunstfreiheit sehr weit gefasst habe. Demnach sei die Nutzung und Bearbeitung von Zitaten ein "Mittel künstlerischer Gestaltung".

Damals hatten die Richter vorgeschlagen, dass die Theaterproduktion die Erben Kinskis an den Erlösen der Aufführungen beteiligen sollten. Dies lehnten die Erben ab. Die beklagte Theaterproduktion hatte angegeben, dass sie angesichts des geringen Publikumsinteresses mit "Kinski - Wie ein Tier in einem Zoo" nur Verluste gemacht habe.

 



Konsequenz


Mannheim (ddp-bwb). Trotz mündlicher Sprachkenntnisse kann ein Ausländer, der weder lesen noch schreiben kann, in Baden-Württemberg nicht eingebürgert werden. Das entschied der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) in Mannheim in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil. Dass der 39 Jahre alte türkische Kläger seit 20 Jahren in Deutschland lebt, war dabei nach Ansicht des Gerichts unerheblich. Allein mündliche Sprachkenntnisse seien nicht ausreichend, hieß es. Die Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg bezeichnete das Urteil als "Beweis der Ausgrenzung". Das Innenministerium wollte die Entscheidung nicht kommentieren. Sie basiere auf geltenden Gesetzen, sagte eine Sprecherin.

Die Konsequenz gebietet, allen Deutschen, die nicht lesen und schreiben können, die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen und sie als staatenlos durchs Leben gehen zu lassen.

 



Ja, was denn nun?


Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat sich derweil gegen eine Sperre von Ibertsberger und Janker ausgesprochen. "Ich hoffe, dass die beiden Jungs nicht gesperrt werden für einen Fehler, den nicht sie begangenen haben", sagte der BVB-Coach. Gleichwohl sei er nicht gegen Sanktionierungen, denn "es sind Fehler passiert, die müssen bestraft werden."

 



Originalität


Der folgende Polizeibericht verdient es wegen der ungebremsten Originalität seiner Faschingslaune, um ungekürzt im "Roten Punkt" zitiert zu werden:

Darmstadt (AP) "Schon einem weltberühmten Paar verschaffte er einst eine Schlafstätte und Wärmequelle in eisiger Nacht. Die Rede ist vom Stall, und auch für einen betrunkenen jungen Mann sollte Mittwochabend jene Örtlichkeit zu einem im Gedächtnis bleibenden Ereignisort werden. Doch stand seine Geschichte, ganz im Gegensatz zur schicksalhaften Nacht in Betlehem, unter wahrlich keinem guten Stern. Wegen eines per Notruf gemeldeten Randalierers, der mit Tritten und Schlägen parkende Autos traktiere, machte sich eine Streife aus Wald-Michelbach gegen 22.00 Uhr auf den Weg zur Mehrzweckhalle. Doch fehlte von dem nächtlichen Störenfried bereits jede Spur.

Der hatte es sich zwischenzeitlich in einem nahegelegenen Kuhstall gemütlich gemacht und angefangen, mit den Tieren eine ernsthafte Konversation zu betreiben. Dass die Bewohner der bestrohten Behausung ihren Gesprächspartner vollends akzeptierten, könnte an dem identischen Körpergeruch von ihm und seinen neuen vierbeinigen Freunden gelegen haben. So stand der 'Kuhflüsterer' bis zu den Knien in der Jauche.

Der ewig gleichen und einsilbigen Antwort der Rindviecher müde geworden, wollte der Verirrte zwar wieder gehen, kam dabei jedoch ins Straucheln und landete schließlich kopfüber im Misthaufen. Die Beamten übergaben den derartig geschminkten Narren seinen Eltern. Die gegen den 20-Jährigen eingeleitete Strafanzeige wegen Sachbeschädigung dürfte ihm in der Tat stinken. Denn rein nüchtern betrachtet, war das wohl alles Mist!"

 



Eine warnende Stimme verhallt in der Datenwüste


Genf (AP) Die uneingeschränkte Sammlung von persönlichen Daten durch die Geheimdienste gefährdet nach Ansicht eines UN-Experten grundlegende Menschenrechte. In einem vorab verbreiteten Bericht an den UN-Menschenrechtsrat erklärt der finnische Jurist Martin Scheinin, bei dem sogenannten "Data Mining" verschwinde die Grenze zwischen gezielter Beobachtung von Verdächtigen und einer Massenüberwachung. Das Bestreben, Informationen zu sammeln, nur weil sie einmal nützlich sein könnten, untergrabe das Recht eines Menschen auf Privatsphäre und Schutz vor Diskriminierung.

Scheinin ist der unabhängige Ermittler der Vereinten Nation zur Frage der Menschenrechte im Kampf gegen den Terror. Er äußert in seinem Bericht auch Zweifel am Einsatz von Spionage-Software, mit der Mitteilungen im Internet analysiert werden, um daraus Profile von Terroristen zu erstellen. Solche Programme dürften nicht dazu dienen, um Listen mit möglichen Verdächtigen zu erstellen, deren Bewegungsfreiheit dann eingeschränkt werde, erklärte Scheinin. Solche Programme würden aber wohl in den USA, Kanada, China, Deutschland, Israel, Singapur und Taiwan eingesetzt.

Eine Große Gefahr gehe dabei auch von der schlechten Qualität der Daten aus, vor allem wenn sie mit Informationen aus anderen Datenbanken zusammengeführt würden. Dazu trage auch die zunehmende internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste und Sicherheitskräfte über die Grenzen hinweg bei, erklärte Scheinin. Mit großer Sorge betrachte er den Informationsaustausch zwischen China, Russland, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan, wie er in der Shanghaier Konvention zum Kampf gegen Terrorismus vereinbart wurde.

 



Vergebliche Liebesmüh'

Was passiert, wenn Frauen bei Darstellungen mit pornographischem Inhalt Regie führen, ist nicht schwer zu erraten:

Berlin (dpa) Kaum verlosch das Bühnenlicht am Samstagabend nach dem Ende von "Gefährliche Liebschaften" im Deutschen Theater Berlin, erklang ein kräftiges Buh-Konzert.

Mit der Inszenierung von Regisseurin Karin Henkel öffnete das Traditionshaus, das im Vorjahr zum "Theater des Jahres" gewählt wurde, nach zehn Monaten Renovierungs- und Bauarbeiten wieder seinen großen Saal.

Die jetzt komfortable Ausstattung für das Publikum − neue Lüftung, neue Sitze und Eichenparkett − fand rundum Beifall. Hingegen hatte die erste Premiere auf der Bühne schon während der Vorstellung einige wenige Zuschauer vertrieben, ehe am Schluss der Großteil der Besucher lautstark seiner Wut Luft machte.

Regisseurin Henkel hat für "Gefährliche Liebschaften" auf gleich drei Quellen zurückgegriffen: auf den Ende des 18. Jahrhunderts erschienenen gleichnamigen Briefroman von Choderlos de Laclos sowie das darauf basierende Theaterstück "Quartett" von Heiner Müller und die mit dem Romantitel versehene Konversationskomödie von Christopher Hampton. Dessen Stück hatte Regisseur Stephen Frears auch als Vorlage für seine 1989 oscargekrönte Verfilmung mit Michelle Pfeiffer, Glenn Close und John Malkovich gedient.

Wo bei Hampton ein feinsinniges Spiel um die Macht der Erotik flirrt, der Stoff bei Heiner Müller zur handfesten Satire auf eine übersättigte Gesellschaft dient, setzt Henkel auf eine derbe Vorführung sexueller Kraftakte. Schon der Beginn irritiert: Die zwei Hauptfiguren, Marquise de Merteuil (Constanze Becker) und Vicomte de Valmont (Wolfram Koch), betreten die Vorderbühne vom Zuschauerraum aus als Hasen verkleidet und kalauern. Dann fliegen Stoffbrüste und Stoffpenis von der Decke, die sie anlegen, um erstmal verschiedene Varianten des Geschlechtsverkehrs von oraler Befriedigung bis zur Penetration vorzuführen.

Im Verlauf der Inszenierung wird neben weiteren derben Sexturnereien lange Zeit so etwas wie ein Hörspiel geboten. Um einen Bürotisch sitzend, liefern sich die Akteure langwierige Rededuelle. Die eigentliche Handlung, eine von Marquise de Merteuil aus purer Bosheit angezettelte Intrige wider die Unschuld einer jungen Braut, ist dabei zunächst nur mühsam zu erkennen.


Die Darstellung derber Sexturnereien sollte man den Profis überlassen. Sonst sind die Intrigen wirklich kaum zu erkennen!

 


 

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