Gedichte



Da meine Eitelkeit bekanntlich unermeßlich ist, veröffentliche ich hier fünf Gedichte, denn ich bin ein Tausendsassa und scheue keine Herausforderung. Auf den ersten Blick scheinen diese Gedichte in Sonettform geschrieben zu sein, aber nichts ist weniger wahr. Der Zeilenanzahl nach könnte man diesen Schluß ziehen, aber das zweite und wesentliche Element einer Sonettzeile, die Rhythmik, verfasst in der Form eines Pentameters, wird man hier vergeblich suchen. Im Gegensatz zu Herrn Biermann maße ich mir nicht an, ein Gebilde ein Sonett zu nennen, das dieser strengen Form nicht entspricht. Schon gar nicht fällt mir dazu die Ausrede des sonst nicht möglichen Shakespearianischen Inhaltes ein. Denn mein Inhalt ist ganz und gar der meine und mir fällt nun einmal immer etwas ein, es ist ein Kreuz, ich weiss, ich kann und will daran aber nichts ändern.

Für den Liederzyklus "Längst schon Tote" habe ich vor einigen Jahren schon einmal die Feder des Dichters in die Hand genommen, Gedichte sind also nichts Neues für mich, schon gar nicht, wenn ich die Schüttelreime meinem dichterischen Werk hinzurechne, was hiermit geschieht.



Das Beben der Überlieferung

Das Wesen der Liebe, unergründlich,
so scheint es wohl für viele zu sein,
die Überlieferung, immer nur mündlich,
dies´ Wesens scheint es: sehr gemein!

Die Tiefen der Seele sind ergründlich,
das kann für mich nicht anders sein,
jedoch verlangt das nicht nur stündlich
wahres Gesicht und nicht den Schein!

Der Schein, der trügt und lügt und trügt,
trügt den, der nur im Wahne lebt,
der ausschließlich sich selbst belügt,
bis seine ganze Welt erbebt!

Doch ist das Beben unergründlich,
weil nur die Überlieferung mündlich!



Der Traum im Lichte des Tages

Der Traum ist nicht zu kontrollieren,
versagt hier doch des Menschen Kraft,
es scheint ihn nur zu enervieren,
bis endlich er draus Neues schafft.

Und das bleibt nicht im Schlaf beschlossen,
mit offnen Augen träumen wir,
die Illusion wird zugegossen
mit jenem süßen Elixier.

Des Ursprung in der Phantasie liegt,
die nicht zu kontrollieren ist,
drum jeder sie genau sich hinbiegt,
und letztlich darin nichts vermisst.

Der Schaum, der Traum, ja glaubt es nicht,
verträgt nun mal kein Tageslicht!



Ein Sturm und die Folgen

Der Sturm, der jetzt mein Herz entfacht,
passt nie in ein Glas Wasser.
Drum hab ich ihn nur in der Pacht,
und deshalb werd ich blasser.

Mein Herz hat schon viel überstanden
in diesem ird´schen Labyrinth.
das Leben würde so versanden,
wenn nirgendwo mehr Kinder sind.

Es bleibt nichts andres übrig dann,
als selbst zurückzukehren
zur Kindheit, doch, wo bleibt der Mann,
der sich dem kann erwehren?

Die Lehre aus dem Körpersein:
es hat oft nur den Anschein!



Fragen

Ich denke immer viel an dich,
zu viel, wie mir erscheint,
denn du denkst auch zu oft an mich,
ob jemand dies beweint?

Es ist ein schnödes Unterfangen,
das Licht ins Leben bracht,
und dann, zum Ziele zu gelangen,
liegt das in unserer Macht?

Drum fühl ich mich durch dich gefangen
in unsrem Teufelskreis.
Die Wäsche ist schon aufgehangen,
nur ich nicht, doch wer weiß?

So geht das Leben immer weiter,
Bin ich dann doch der Liebe Streiter?



Die Antwort

Hat so das Leben einen Sinn?
Gefühle überschlagen sich,
Weil du nicht bist, wo ich jetzt bin,
Du Königin, ich liebe dich!

Diktieren, ja, kannst du mir alles,
als Ganzes nach Belieben,
Jedoch - im Falle eines Falles,
kann ich es auch verschieben.

Dein Bild steht mir vor meinem Geist,
es ist so groß, ich glaub es nicht,
weiß immer noch nicht, was das heißt,
Bin ich nur noch ein kleiner Wicht?

Wie dem auch sei, s´gibt kein Vergessen,
selbst nicht, wenn uns die Löwen fressen!

 

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